27. November 2009

Die Wunder der Technik - oder darf ich, soll ich, will ich?

Sehr kryptischer Titel wie mir scheint. Aber ich kann da weiterhelfen.

Ich war/bin Zeit meines Lebens einigermaßen bis sehr kurzsichtig um nicht zu sagen, leicht blind. Nicht dass ich damit tatsächlich Blinde oder fast Blinde diskriminieren will, nichts läge mir ferner. Aber wenn man 5,5 Dioptrien minus hat und zusätzlich noch eine Hornhautverkrümmung von 1 Dioptrie fühlt man sich schon einigermaßen blind. Und was noch dazu kommt: Viele die nur eine kleine Sehschwäche haben verstärken das Gefühl durch ihre Reaktionen noch. Naja ich konnte auf der Nähe einigermaßen sehen, Buch lesen zum Beispiel war gar kein Problem. So innerhalb der Wohnung kam ich einigermaßen zurecht.
Wenn aber zum Beispiel auf der anderen Straßenseite jemand lief - konnte ich vielleicht gerade noch so erkennen, dass das ein Mensch sein muss, aber hauptsächlich deshalb, weil Grizzlys bei uns so selten sind. Erkennen ob Männlein oder Weiblein oder gar wer das ist - auf gar keinen Fall. Alles was weiter weg war, war als irgendwelche farbigen Flecken zu erkennen.......... hier kann man sich sowas anzeigen lassen.
Oben ungefähr mein Seheindruck ohne Brille oder Kontaktlinsen, unten so wie jemand der Normalsichtig ist sieht.




September vor einem Jahr habe ich mich dann lasern lassen. Das war ein echter Wunschtraum von mir, ich glaubte ja fast gar nicht, dass ich ihn mir je erfüllen könnte. Göttergatte sei dank, der mir von einem Arbeitskollegen erzählte: Jener ließ sich in Istanbul bei Fr. Dr. Kandur lasern. Ich machte mich mit dem Thema vertraut - und beschloss, dahin zu fliegen und es zu probieren. Inklusive des Risikos, dass es nicht gehen würde, denn ich hatte mich hier in Deutschland keinerlei Voruntersuchungen unterzogen.

Ich hatte Glück im Unglück sozusagen, meine Hornhaut war zu dünn für Lasik, aber Lasek war machbar - und ich wurde auch gelasert. Zielvorgabe war für mich, naja wenn ich zum Autofahren oder Fernsehen noch 'ne Brille brauche wäre nich sooooooooo schlimm, wenn ich eben den normalen Alltag ohne bewältigen kann. Durfte ich mir mehr wünschen? Das traute ich mich nicht so wirklich - obwohl ich mir insgeheim natürlich wünschte, suuuuuuuuuuuper zu sehen, egal wie weit ich kucke - und wenns geht auch keine Lesebrille brauchen, die ja in meinem Alter auch schon mal eine Rolle spielen kann.
Tja - und man kriegt doch immer was man will oder??? Ich kann soweit ganz gut sehen, habe allerdings auf dem (guten) rechten Auge noch etwas Minus und ne kleine Hornhautverkrümmung, und auf dem an sich schlechteren linken Auge bin ich wohl bei Null gelanden, auch mit einer kleinen Hornhautverkrümmung. Da aber mein linkes Auge an sich nicht so gut sieht, sehe ich, obwohl besser ausgeglichen, auch nicht wirklich mehr mit ihm, als mit dem schlechter ausgeglichenen aber von Haus aus besseren rechten Auge.
An manchen Tagen stört es mich fast nicht, vor allem wenn es schön hell ist. Und alles was so im Nahbereich 1-3 Meter ist kann ich gut sehen, ab da wirds halt so ein bissel verschwommen an den Rändern. Jetzt in der dunkleren Jahreszeit isses halt schwieriger, daher - ich kann auch Autofahren ohne - aber ich setze öfter mal die Brille auf, weils halt doch besser ist mit als ohne.
Ich habe mal versucht, ein Photo von dem was das tatsächlich ist (wenn ich ausm Fenster kucke - ca. 8/9 Meter Entfernung (ich bin so schlecht im Schätzen von Entfernungen) und dem was ich sehe (Unschärfe künstlich hergestellt mittels CorelPhotoPaint) zu machen:

So ähnlich ist mein Seheindruck (rechts natürlich) - ich sehe schon alles - aber die Details halt etwas unscharf - oder die Uhr im Flur - vielleicht so 10-15 Meter weg - ich sehe sie, kann auch die Zeit ablesen - aber alles nicht so ganz klar, wie ich es mir wünschte.

So und jetzt bin ich mit mir selbst im Clinch - eigentlich schon seit einem halben Jahr: Darf ich, soll ich, will ich mich nochmal lasern lassen? Klar - es wäre machbar. Außer Flug, Aufenthalt und Fahrdienst ist das Nach-Lasern an sich kostenlos. Das ist also nicht das Thema.
Thema ist vielmehr: Ich bin eigentlich genau da, wo ich hinwollte. Ich kann arbeiten ohne Brille, mein Leben leben, selbst Fernsehen geht gut ohne. Kochen, mit Freunden treffen zusammensitzen, Bücher lesen, alles gut ohne machbar. Aber so ein kleines Stimmchen im Hinterkopf hätte doch ganz gerne die Welt völlig klar............. das andere Stimmchen aber rät zur Vorsicht - nun bin ich doch eigentlich ganz genau in meiner "Wunschzone" gelandet - und jetzt noch mal das Risiko eingehen? Immerhin habe ich weiters keine Probleme - keine übermäßigen Starbursts, kein Glare usw. Also ein recht normales Sehen. Das ängstliche Stimmchen sagt, was ist, wenns beim 2. Mal irgendwelche Nebenwirkungen gibt? Wenn irgendwas schief geht? Ein zweites Mal das Schicksal herausfordern? Darf man das???
Das erste Stimmchen sagt, was soll denn schon passieren? Wenn's einmal gut ging, gehts auch das zweite Mal gut. Schließlich ist der Eingriff der gleiche, nur muss sehr viel weniger abgetragen werden.

Ich werde wohl noch eine Weile da drüber nachdenken müssen und derweil bin ich dankbar, im Vergleich zu vorher so gut zu sehen, keine Kontaktlinsen und - meist - keine Brille zu brauchen.

Alles wird gut ;)

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